© 2010 bis 2022 by Thomas Forner - Alle Rechte vorbehalten
Impressum
Gut Morgenroth
Geschichte
Das ehemalige landwirtschaftliche Gut der Familie Kurt Morgenroth befand sich in Drößnitz, bei Kahla. Die Böden hier sind sehr
steinig, so dass sich landwirtschaftliche Betriebe nur mit größeren Anbauflächen rechneten. Die regionalen Waldflächen dienten zudem
der Holzgewinnung sowie der Entspannung.
Die Familie Loch besaß seit Generationen ein ca. 80 ha großes Gut in Drößnitz. Auguste Minna Morgenroth, geb. Loch war das einzige
Kind von Johann Friedrich Loch und Selma Frederike Loch, geb. Dölle. Minna heiratete 1865 den Mühlenbesitzer Günther Friedrich
Morgenroth aus Kleinhettstedt. Mit ihm 3 bekam sie die drei Kinder Clara, Rudolf und Kurt. Da ihre Eltern auch schon in die Jahre
gekommen waren, pendelte Minna so immer zwischen ihrer Heimat Drößnitz und Kleinhettstedt.
Kurt verbrachte schon als Kind jede freie Minute auf dem damals noch Loch´schem Gut seiner Großeltern. Ihm machte hier die Arbeit
Spaß und Drößnitz war bis dahin seine 2. Heimat geworden. Er absolvierte nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung u. a. noch eine
Offizierslaufbahn bei der Kavallerie und wurde zum Rittmeister befördert. So übernahm er später das seit vielen Generationen in
Familienbesitz befindliche Loch´sche Gut in Drößnitz und sein älterer Bruder Rudolf übernahm die Kleinhettstedter Mühle.
Kurt führte die Landwirtschaft nach alter Tradition weiter und schaffte so u. a. viele Arbeitsplätze in der Region. Auch er beschränkte
sich nicht nur allein auf die Feldbearbeitung und den Holzeinschlag. Die Simmentaler Herdbuchzucht, eine große Merinoschafzucht
sowie eine Vielzahl an Zuchtsauen und Zuchtebern sicherten weitere Einnahmen. Kurt's große Leidenschaft neben der Jagd war zudem
die Pferdezucht, mit einer Hauptstammbuchstute und 16 Kaltblutstuten (Stammbuchstuten). Das landwirtschaftliche Gut war immer auf
dem neusten Stand der Technik und so hatte Kurt Anfang der 30er Jahre den ersten Traktor im Dorf, einen eisenbereiften Hanomag mit
28 PS, neben der fahrbaren Dreschmaschine, auf dem Hof stehen. Dem folgten ein Lanz Bulldog sowie 1942 der Normag NG25 mit
Holzgasanlage, um der zunehmenden Treibstoffknappheit im Zweiten Weltkrieg zu begegnen.
Auch die vielen Wallnüsse der Wallnussallee straßenseits am Dorfeingang wurden immer nach Kahla zum Markt gebracht, berichtete mir mein
Großvater später.
1907 wurde u. a. das anliegende und ehemalige Kloster Pfarrkeßlar gekauft. Dies sollte als Ausflugs- und Erholungsziel ausgebaut
werden. Durch die Kriegswirren des 1. Weltkrieges wurde dieser Plan jedoch verworfen.
… weiteres
Das Gut Morgenroth vergrößerte sich mit den Jahren auf über 100 ha. Das Gut bestand neben den Forst- & Landwirtschaftlichen
Ländereien u.a. aus:
•
dem Herrenhaus mit Stallungen,
•
dem alten Loch´schen Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden (Schweine-, Kuh-, Pferde- und Schafställe, Maschinenhallen,
Getreidespeicher, Doppelscheunen und Verwalterhaus),
•
Scheune mit 2 Tennen,
•
dem großen Stall,
•
einer Mehrzweckhalle,
•
Feldscheunen sowie
•
zwei Arbeiterhäuser (Helbingshof mit Wohnhaus, Seitengebäude, Stallungen und Scheune sowie dem Weigelt´schen Haus, welches
von Kurt als Dank für die Familie Trautmann gebaut wurde).
Nach der Erinnerungen meines Großvaters Hans-Paul Morgenroth, waren folgende Personen bis 1945 auf dem Gut beschäftigt:
•
Gutsbesitzer
- Kurt Morgenroth
•
Verwalter
- Herr Meinhard
•
Kutscher
- Albin Weigelt
•
Cheuffeur & Traktorist
- Herr Fulsche
•
Traktorist
- Herr Berhold
•
Arbeiter
- Herr Koch, ….
•
Schäfer
- Herr Trautmann
•
Mamsell, Dienstmädchen
- Frau Knorr
Einige historische Bilder
Neubau des Wohnhauses auf dem alten Loch´schem Gut
Planungsunterlagen aus dem Jahr 1919
Enteignung und Aufteilung vom Gut Morgenroth
Durch die Bodenreform im September 1945 wurden in der Sowjetischen Besetzungszone u. a. alle landwirtschaftlichen Betriebe und
Familien mit einer Gesamtfläche von über 100 ha entschädigungslos enteignet und kreisverwiesen.
Mein Großvater Hans- Paul Morgenroth (+2019), welcher 1945 im Alter von 17 Jahren aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam
und glaubte, sich nun endlich von den Kriegsstrapazen bei seinen Eltern erholen zu können, erlebte die Enteignung und
Vertreibung seiner Familie wie folgt:
Ungefähr vier Wochen nach meiner Kriegsheimkehr und dem beendeten Besatzungswechsel in Thüringen, wurden mein Vater, meine Mutter und
ich ohne Angabe von Gründen von der Gendarmerie abgeholt und ins Gefängnis nach Stadtroda gesperrt. Dort wurden wir wie Schwerverbrecher
behandelt. Keiner sagte uns warum wir festgehalten wurden. Nach ca. 4 Wochen Gefangenschaft wurden wir aus dem Gefängnis entlassen. Die
Gendarmerie drohte bei unserer Entlassung, dass wir bis morgen Mittag Drößnitz zu verlassen haben. Sollten wir Mittag noch in Drößnitz sein,
würde man uns nach Buchenwald deportieren. Da Bekannte nach einem Transport nach Buchenwald nicht wieder zurückgekommen waren,
wusste mein Vater von der Schwere und Ernsthaftigkeit dieser Drohung. So verließen wir noch über Nacht und mit Todesangst unsere schöne
Heimat nur mit dem was wir Tragen konnten. Wir baten bei der Kirche um Hilfe, wurden von ihr jedoch nicht aufgenommen. Zum Glück nahm
uns mein Onkel - Rudolf Morgenroth - für kurze Zeit in Kleinhettstedt auf, aber auch dort durften wir nicht lange bleiben. Wir wurden des Kreises
verwiesen! Als Großgrundbesitzer, welche über viele Generationen ihre Wirtschaft auf über 100 ha erweitert hatten, waren wir seit Ende des
Krieges ohne Rechte, unerwünscht und politisch verfolgt.
Unser Elternhaus (das Herrenhaus), welches noch nicht einmal zum landwirtschaftlichen Gut gehörte, wurde schnell vom damaligen
Bürgermeister, einem Altbauern und unser Nachbar, bezogen. Andere örtliche Altbauern, die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe und die
Gemeinde bekamen zudem eine Vielzahl an Acker- und Waldflächen sowie dem uns gehörigen toten und lebenden Inventar. Weitere auf dem Gut
tätige und in den Arbeiterwohnungen lebende Personen wurden nach unserer Enteignung als Siedler geführt und bekamen so auch einen
geringen Teil an Ackerflächen, Gebäuden bzw. Gebäudeabschnitten, Tieren, Maschinen ... zugewiesen.
Wir tauschten so im übertragenem Sinn unseren Besitz gegen unser Leben.
Da mein Vater bei der Enteignung schon 68 Jahre alt war und ihm diese stark zusetzte, starb er nach über 4 leidvollen Jahren als armer und
kranker Mann. Sein letzter Wille war seine Bestattung in Drößnitz, wo er neben der enormen Ungerechtigkeit und der Willkür des Staates,
mancher Bürger sowie der sowjetischen Besatzer auch viele schöne Jahre, Momente und Erinnerungen verbrachte. [Hans Paul Morgenroth -
2010]
Laut dem Dorfkomitee sollte 1945 nicht das gesamte Morgenroth´sche Gut
enteignet werden und die Familie Morgenroth eine Restfläche erhalten. Diese
Stellungnahme wurde jedoch vom Ministerpräsidenten nicht beachtet. Das
Gut wurde komplett sowie entschädigungslos enteignet und die Familie
Morgenroth im Gefängnis zu Stadtroda eingesperrt und später
kreisverwiesen.
Neben den Siedlern und Aufstockbauern, waren so noch der damalige
Bürgermeister, die Gemeinde sowie die gegenseitige Bauernhilfe nutznießer
der Enteignung.
© 2010 bis 2022 by Thomas Forner - Alle Rechte vorbehalten
Impressum
Gut Morgenroth
Das ehemalige landwirtschaftliche Gut der Familie Kurt
Morgenroth befand sich in Drößnitz, bei Kahla. Die Böden hier sind
sehr steinig, so dass sich landwirtschaftliche Betriebe nur mit
größeren Anbauflächen rechneten. Die regionalen Waldflächen
dienten zudem der Holzgewinnung sowie der Entspannung.
Die Familie Loch besaß seit Generationen ein ca. 80 ha großes Gut
in Drößnitz. Auguste Minna Morgenroth, geb. Loch war das einzige
Kind von Johann Friedrich Loch und Selma Frederike Loch, geb. Dölle.
Minna heiratete 1865 den Mühlenbesitzer Günther Friedrich
Morgenroth aus Kleinhettstedt. Mit ihm 3 bekam sie die drei Kinder
Clara, Rudolf und Kurt. Da ihre Eltern auch schon in die Jahre
gekommen waren, pendelte Minna so immer zwischen ihrer Heimat
Drößnitz und Kleinhettstedt.
Kurt verbrachte schon als Kind jede freie Minute auf dem damals
noch Loch´schem Gut seiner Großeltern. Ihm machte hier die Arbeit
Spaß und Drößnitz war bis dahin seine 2. Heimat geworden. Er
absolvierte nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung u. a. noch
eine Offizierslaufbahn bei der Kavallerie und wurde zum Rittmeister
befördert. So übernahm er später das seit vielen Generationen in
Familienbesitz befindliche Loch´sche Gut in Drößnitz und sein älterer
Bruder Rudolf übernahm die Kleinhettstedter Mühle.
Kurt führte die Landwirtschaft nach alter Tradition weiter und
schaffte so u. a. viele Arbeitsplätze in der Region. Auch er
beschränkte sich nicht nur allein auf die Feldbearbeitung und den
Holzeinschlag. Die Simmentaler Herdbuchzucht, eine große
Merinoschafzucht sowie eine Vielzahl an Zuchtsauen und Zuchtebern
sicherten weitere Einnahmen. Kurt's große Leidenschaft neben der
Jagd war zudem die Pferdezucht, mit einer Hauptstammbuchstute
und 16 Kaltblutstuten (Stammbuchstuten). Das landwirtschaftliche
Gut war immer auf dem neusten Stand der Technik und so hatte Kurt
Anfang der 30er Jahre den ersten Traktor im Dorf, einen
eisenbereiften Hanomag mit 28 PS, neben der fahrbaren
Dreschmaschine, auf dem Hof stehen. Dem folgten ein Lanz Bulldog
sowie 1942 der Normag NG25 mit Holzgasanlage, um der
zunehmenden Treibstoffknappheit im Zweiten Weltkrieg zu
begegnen.
Auch die vielen Wallnüsse der Wallnussallee straßenseits am Dorfeingang
wurden immer nach Kahla zum Markt gebracht, berichtete mir mein
Großvater später.
1907 wurde u. a. das anliegende und ehemalige Kloster Pfarrkeßlar
gekauft. Dies sollte als Ausflugs- und Erholungsziel ausgebaut
werden. Durch die Kriegswirren des 1. Weltkrieges wurde dieser Plan
jedoch verworfen.
… weiteres
Das Gut Morgenroth vergrößerte sich mit den Jahren auf über 100
ha. Das Gut bestand neben den Forst- & Landwirtschaftlichen
Ländereien u.a. aus:
•
dem Herrenhaus mit Stallungen,
•
dem alten Loch´schen Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden
(Schweine-, Kuh-, Pferde- und Schafställe, Maschinenhallen,
Getreidespeicher, Doppelscheunen und Verwalterhaus),
•
Scheune mit 2 Tennen,
•
dem großen Stall,
•
einer Mehrzweckhalle,
•
Feldscheunen sowie
•
zwei Arbeiterhäuser (Helbingshof mit Wohnhaus, Seitengebäude,
Stallungen und Scheune sowie dem Weigelt´schen Haus,
welches von Kurt als Dank für die Familie Trautmann gebaut
wurde).
Nach der Erinnerungen meines Großvaters Hans-Paul Morgenroth,
waren folgende Personen bis 1945 auf dem Gut beschäftigt:
•
Gutsbesitzer
- Kurt Morgenroth
•
Verwalter
- Herr Meinhard
•
Kutscher
- Albin Weigelt
•
Cheuffeur & Traktorist
- Herr Fulsche
•
Traktorist
- Herr Berhold
•
Arbeiter
- Her Koch, ….
Neubau des Wohnhauses auf dem
alten Loch´schem Gut
Planungsunterlagen aus dem Jahr 1919
Enteignung und Aufteilung vom Gut
Morgenroth
Durch die Bodenreform im September 1945 wurden in der
Sowjetischen Besetzungszone u. a. alle landwirtschaftlichen Betriebe
und Familien mit einer Gesamtfläche von über 100 ha
entschädigungslos enteignet und kreisverwiesen.
Mein Großvater Hans- Paul Morgenroth (+2019), welcher 1945 im
Alter von 17 Jahren aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam
und glaubte, sich nun endlich von den Kriegsstrapazen bei seinen
Eltern erholen zu können, erlebte die Enteignung und
Vertreibung seiner Familie wie folgt:
Ungefähr vier Wochen nach meiner Kriegsheimkehr und dem beendeten
Besatzungswechsel in Thüringen, wurden mein Vater, meine Mutter und
ich ohne Angabe von Gründen von der Gendarmerie abgeholt und ins
Gefängnis nach Stadtroda gesperrt. Dort wurden wir wie
Schwerverbrecher behandelt. Keiner sagte uns warum wir festgehalten
wurden. Nach ca. 4 Wochen Gefangenschaft wurden wir aus dem
Gefängnis entlassen. Die Gendarmerie drohte bei unserer Entlassung,
dass wir bis morgen Mittag Drößnitz zu verlassen haben. Sollten wir
Mittag noch in Drößnitz sein, würde man uns nach Buchenwald
deportieren. Da Bekannte nach einem Transport nach Buchenwald nicht
wieder zurückgekommen waren, wusste mein Vater von der Schwere und
Ernsthaftigkeit dieser Drohung. So verließen wir noch über Nacht und mit
Todesangst unsere schöne Heimat nur mit dem was wir Tragen konnten.
Wir baten bei der Kirche um Hilfe, wurden von ihr jedoch nicht
aufgenommen. Zum Glück nahm uns mein Onkel - Rudolf Morgenroth -
für kurze Zeit in Kleinhettstedt auf, aber auch dort durften wir nicht lange
bleiben. Wir wurden des Kreises verwiesen! Als Großgrundbesitzer, welche
über viele Generationen ihre Wirtschaft auf über 100 ha erweitert hatten,
waren wir seit Ende des Krieges ohne Rechte, unerwünscht und politisch
verfolgt.
Unser Elternhaus (das Herrenhaus), welches noch nicht einmal zum
landwirtschaftlichen Gut gehörte, wurde schnell vom damaligen
Bürgermeister, einem Altbauern und unser Nachbar, bezogen. Andere
örtliche Altbauern, die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe und die
Gemeinde bekamen zudem eine Vielzahl an Acker- und Waldflächen
sowie dem uns gehörigen toten und lebenden Inventar. Weitere auf dem
Gut tätige und in den Arbeiterwohnungen lebende Personen wurden
nach unserer Enteignung als Siedler geführt und bekamen so auch einen
geringen Teil an Ackerflächen, Gebäuden bzw. Gebäudeabschnitten,
Tieren, Maschinen ... zugewiesen.
Wir tauschten so im übertragenem Sinn unseren Besitz gegen unser
Leben.
Da mein Vater bei der Enteignung schon 68 Jahre alt war und ihm diese
stark zusetzte, starb er nach über 4 leidvollen Jahren als armer und
kranker Mann. Sein letzter Wille war seine Bestattung in Drößnitz, wo er
neben der enormen Ungerechtigkeit und der Willkür des Staates,
mancher Bürger sowie der sowjetischen Besatzer auch viele schöne Jahre,
Momente und Erinnerungen verbrachte. [Hans Paul Morgenroth - 2010]
Laut dem Dorfkomitee sollte 1945 nicht das gesamte
Morgenroth´sche Gut enteignet werden und die Familie Morgenroth
eine Restfläche erhalten. Diese Stellungnahme wurde jedoch vom
Ministerpräsidenten nicht beachtet. Das Gut wurde komplett sowie
entschädigungslos enteignet und die Familie Morgenroth im
Gefängnis zu Stadtroda eingesperrt und später kreisverwiesen.
Neben den Siedlern und Aufstockbauern, waren so noch der
damalige Bürgermeister, die Gemeinde sowie die gegenseitige
Bauernhilfe Nutznießer der Enteignung.